Nicht du erfindest den Text.
Der Text erfindet dich.
Monat: April 2019
Fügsame Angst
Wir funktionieren so gut, weil unsere Angst vor dem Sterben übermächtig ist. Die Angst vor dem Sterben macht uns gefügig.
Kleines Paradies
Jeder lebt in seinem eigenen Paradies. Das eigene Paradies ist die Vorraussetzung für ein gutes Leben. Hätten wir nicht alle unsere kleinen Paradiese, wäre es schlecht um uns bestellt. Jeder Mensch sollte daher sein eigenes kleines Paradies haben dürfen. Das eigene kleine Paradies ist ein Menschenrecht. Die Tatsache, dass es viele Leute gibt, die ihr kleines Paradies nicht finden, es vielleicht nie finden werden, muss uns traurig stimmen, ja, empören. Wer schon einige der vielen kleinen Paradiese der anderen erleben durfte, und fasziniert davon war, wie unterschiedlich und eigensinnig sie ausfallen können, kann nur zu dem Schluss kommen: Würdelos ist ein Leben ohne Paradies.

Kirchlein auf Wanderung
Oben im Tal, am Rande eines einsamen Bergdorfes in Südtirol, halte ich Rast an einem alten Kirchlein. Neugierig gehe ich um das Gemäuer herum, betrachte es von allen Seiten. Ein imposantes verwaschenes Fresko ziert den Eingang. Leider ist die Tür hinein verschlossen. Ich überlege, was dieses über tausend Jahre alte Gemäuer wohl schon alles erlebt haben mag.
Ich lese nach und bin überrascht über seine wechselhafte Geschichte. Unter anderem soll das Kirchlein im Lauf der Jahrhunderte schon als Schlafstatt für Pilger, als Lagerhalle für Getreide, als Geräteschuppen oder ganz allgemein als Abstellkammer gedient haben. Man fand also immer eine Verwendung. Auf diese Weise hat das Kirchlein überlebt.
Ich nehme die Sonnenbrille ab und reibe mir die Augen. Die vielen „Zweckentfremdungen“ amüsieren mich, ehrlich gesagt, und sie machen mich nachdenklich zugleich. Ich erinnere mich an Fälle, wo in Kirchen mangels religiösen Interesses inzwischen regelmäßig Flohmärkte und Rockkonzerte stattfinden. Dieser Bau aber scheint nun wieder zu dem zurückgekehrt, als was er seinem Ursprung nach gedacht war.
Alles hat seine Phasen, denke ich. Der Mensch war aus Überlebensgründen immer schon pragmatisch und nutzenorientiert. Andererseits leitet uns dieses unermüdliche Streben nach dem Höheren und Schönen. In diesem Sinne sind wir in höchstem Maße ambivalent und verstrickt zugleich. Hielte uns diese Spannung, die Spannung zwischen Pragmatismus und Idealismus, nicht mehr auf Trab, wären wir nicht mehr, was wir sind. Denke ich.

Rechnung
Manchmal geht eine Rechnung auf, selbst wenn man nicht mit ihr rechnet.
Schuld
Ob man jemand anderem etwas schuldig ist, ist die eine Sache. Was man sich selbst schuldet, die andere
Welt im Kopf
Die Welt entsteht im Kopf.
Weltbetrachtung
In jedem Menschen, in jedem Individuum betrachtet sich eine Welt, ein Universum.
Giordano Bruno
Wer man ist
Man ist, der man war und wird zu dem, der man ist.
Unterwegs
Ein Mensch ist immer unterwegs.
Selbst wenn er sitzt.